BiogasFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Wirtschaftsdüngervergärung

Energetische und emissionsmindernde Nutzung von Wirtschaftsdüngern

In Deutschland fallen jährlich ca. 150-190 Mio. Tonnen tierische Exkremente wie Gülle, Jauche, Mist oder Hühnertrockenkot an. Nur ein Drittel dieser Mengen wird aktuell energetisch in Biogasanlagen genutzt, wobei der größte Anteil bei Rindergülle liegt - gefolgt von Schweinegülle, Rinderfestmist, Geflügelmist und Hühnertrockenkot sowie Schweinefestmist. Die bislang nicht energetisch genutzte Gülle wird im Sinne der Kreislaufwirtschaft als organischer Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Bei der Lagerung und Ausbringung von Gülle werden jedoch klimarelevante Methanemissionen in einer Größenordnung von rund 250.000 Tonnen jährlich freigesetzt. Diese Emissionen gilt es, im Sinne einer nachhaltigen, ressourcenschonenden und klimafreundlichen Landwirtschaft so weit wie möglich zu vermeiden.

Wirtschaftsdünger als Substrat in Biogasanlagen 2019 Quelle: FNR

Status Quo

Die Biogaserzeugung bietet sich derzeit als einzige technisch und zugleich wirtschaftlich etablierte Lösung zur Reduzierung von Methanemissionen an. Insgesamt erzeugen in Deutschland etwa 8900 Anlagen Biogas. Durch die energetische Nutzung von aktuell ca. 60 Mio. Tonnen Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen konnten im Jahr 2020 etwa 4,8 TWhel Strom erzeugt und Treibhausgas-Emissionen (THG) in Höhe von 7,1 Mio. Tonnen CO2-Äq. vermieden werden. Die Vermeidung der THG-Emissionen ergibt sich aus den eingesparten Emissionen, die zum einen durch konventionelle Lagerung entstanden wären, und zum anderen durch Substitution fossiler Energieträger durch das aus Wirtschaftsdünger erzeugte Biogas vermieden werden.

Entwicklung der THG-Vermeidung und Stromerzeugung durch Güllevergärung

THG-Vermeidung und Stromerzeugung durch Güllevergärung Quelle: FNR

Potenziale und Perspektiven

Auf dem UN-Klimagipfel in Glasgow haben sich 2021 über 100 Staaten einer Initiative zur Reduzierung klimaschädlicher Methanemissionen um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 angeschlossen. Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung sieht den verstärkten Einsatz von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen als eine wichtige Maßnahme im Sektor Landwirtschaft vor, um Methanemissionen aus der Tierhaltung zu mindern. Experten gehen davon aus, dass sich die eingesetzten Wirtschaftsdüngermengen bis zum Jahr 2030 verdoppeln ließen. Daraus ergäbe sich ein jährliches THG-Einsparpotential von 11,7 Mio. Tonnen CO2-Äq.

Seit dem Jahr 2017 sinkt der jährliche Zubau neuer Güllekleinanlagen allerdings kontinuierlich, sodass davon auszugehen ist, dass die leicht erschließbaren Güllemengen bereits in Biogasanlagen eingesetzt werden. Um die Güllemenge in Biogasanlagen deutlich zu steigern, müssen Hemmnisse der Güllevergärung abgebaut und neue Anreize für den Wirtschaftsdüngereinsatz in Biogasanlagen geschaffen werden.

Biogasanlage zur Strom- und Wärmeerzeugung aus Rindergülle und Energiepflanzen

Biogasanlage zur Strom- und Wärmeerzeugung aus Rindergülle und Energiepflanzen Foto: Joerg Boethling