BiogasFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Flexibilisierung von Biogasanlagen

Flexibilisierung von Biogasanlagen ermöglicht bedarfsgerechte Bereitstellung von Wärme, Strom und Systemdienstleistungen

Für viele Biogasanlagen läuft die Vergütung gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den kommenden Jahren aus. Deren Betreiber stehen zurzeit vor der Frage, ob sich ein Betrieb der Anlage auch darüber hinaus wirtschaftlich darstellen lässt und wie sie an einer bedarfsgerechten Bedienung der Märkte mit Wärme, Strom und Systemdienstleistungen teilhaben können.

Mit der Broschüre „Flexibilisierung von Biogasanlagen“ bietet die FNR Biogasanlagenbetreibern hierzu aktuelle Hinweise und Fachinformationen. Die Broschüre zeigt die rechtlichen und fachlichen Grundlagen der Flexibilisierung von Biogasanlagen auf und gibt Anregungen für die marktorientierte Weiterentwicklung von Anlagenstandorten. Angesprochen sind vor allem Betreiber von bestehenden Biogas-BHKW-Anlagen, die ihre Biogasanlagen auch über den EEG-Zeitraum hinaus weiter betreiben möchten. Aber auch für Entscheidungsträger in Behörden und Banken sowie für weitere fachlich interessierte Personen bietet die Broschüre wertvolle Hinweise zur Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Flexibilisierung von Biogasanlagen.

 

Broschüre "Flexibilisierung von Biogasanlagen" zum Download

Voraussetzung für die Teilnahme an EEG-Ausschreibungen

Die Flexibilisierung von Biogasbestandsanlagen ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an den einmal jährlich zum 1. September stattfindenden EEG-Ausschreibungen, die einen für weitere 10 Jahre gesicherten Anlagenbetrieb ermöglichen können. Bei vielen der rund 9.000 Biogasanlagen in Deutschland besteht dringender Handlungsbedarf, die möglichen Anpassungsstrategien und technischen Optionen für eine Weiterentwicklung und Standortsicherung der Biogasanlage zu prüfen. Auch bei bereits flexibilisierten Anlagen sollte den Informationen in Broschüre zufolge der Handlungsbedarf noch einmal neu bewertet werden.

Mit der im Rahmen des EEG ermöglichten und finanziell begünstigten Flexibilisierung können die Weichen für die künftige Ausrichtung und Standortsicherung des Biogasanlagenbetriebs bereits einige Jahre vor Ende des EEG-Zeitraums gestellt werden. Die Flexibilisierung ermöglicht, die Bereitstellung von Strom und Wärme aus Biogasanlagen besser an die Strommarkt-Nachfrage und an das Angebot fluktuierender erneuerbarer Energien aus Windkraft und Solarenergie anzupassen.

Musterfahrplan, das flexible BHKW kann entsprechend des Strompreises gesteuert werden.

BHKW-Lebenserwartung, je größer die Überbauung, desto zukunftsfähiger ist der BHKW-Anlagenpark.

Forschung und Entwicklung

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Weiterentwicklung und Optimierung der Biogasproduktion und insbesondere auch zur flexibilisierten Biogaserzeugung. Die Projekte können in der Projektdatenbank auf fnr.de recherchiert und Forschungsberichte abgeschlossener Vorhaben eingesehen werden. Auf ausgewählte Vorhaben wird nachfolgend hingewiesen:

  1. Verbundvorhaben: Optimierung des Betriebs und Designs von Biogasanlagen für eine bedarfsgerechte, flexibilisierte und effiziente Biogasproduktion unter Berücksichtigung der Prozessstabilität als Post-EEG Strategie (OptiFlex):

2. Verbundvorhaben: Leitfaden Flexibilisierung der Strombereitstellung von Biogasanlagen:

 

Hintergrund

Traditionell sind Biogasanlagen mit BHKW für die kontinuierliche Stromeinspeisung konzipiert. Die bestehenden Biogasanlagen müssen auf die bedarfsgerechte, flexible Produktion umgerüstet werden, damit sie in Zukunft zur Stromversorgung beitragen können. Hierzu sind unter anderem Investitionen in zusätzliche, bis zu fünffach höhere BHKW-Leistung sowie ggf. in zusätzliche Gas- und Wärmespeicher erforderlich. Seit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2012 werden die Maßnahmen zur Flexibilisierung von Biogasanlagen mit der Flexibilitätsprämie gefördert. Durch die Erzeugung und Direktvermarktung von Strom zu Tageszeiten mit höheren Strompreisen können höhere Stromerlöse erzielt werden. Viele Betreiber haben bisher noch keine Maßnahmen für eine Umrüstung auf die bedarfsgerechte Stromerzeugung getroffen. Nachdem jetzt das EEG 2017 mit der optionalen Vergütungsverlängerung um bis zu 10 weitere Jahre mit gesicherter Stromvergütung eine verlässliche, längerfristige Perspektive bietet, sollten Betreiber das wirtschaftliche Potenzial einer konsequenten Flexibilisierung neu bewerten. Auch der Aufbau einer längerfristigen Wärmenutzung und Vermarktung von Wärme über Nachwärmenetze sollte dabei an Biogasstandorten, die bisher keine oder eine nur geringe Wärmenutzung haben, in Betracht gezogen werden. Für die Errichtung und Erweiterung von Wärmenetzen stellt die Bundesregierung Fördermittel zur Verfügung.

Der "Strompreisteppich" zeigt die Börsen notierten Stompreise im Tages- und Jahresverlauf (€/MWh), Rot= teuer, Grün = billig. Quelle: Ramboll

Die saisonale Flexibilisierung verlagert die Strom- und Wärmeproduktion in das Winterhalbjahr, der Zeit der hohen Bedarfe.

36,2 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs stammten 2017 aus erneuerbaren Quellen. Bioenergie stellte 2017 mit 51,4 Mrd. kWh rund 23,6 Prozent des erneuerbaren Stroms.

Stromnachfrage, EE-Einspeisung und Spotmarktpreise. Biogene Ausgleichsenergie ist gefragt, um den konventionellen Kraftwerkspark zu substituieren.

Ein ebenerdig zugebauter Reingasspeicher fügt sich gut in das Landschaftsbild ein.

Zusätzlicher Gasspeicherraum durch verbesserte Dachgeometrie (Halbkugel)

Eine konsequent überbaute BGA kann auch ein Wochenende ohne BHKW-Start überbrücken. Das entlastet das Stromnetz, verspricht Zusazuerlöse und verringert den Wochenend-Arbeitszeitaufwand.