BiogasFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Strukturelle und technische Faktoren

Strukturelle Faktoren

Wirtschaftsdünger, vor allem Gülle, sind wegen des hohen Wassergehaltes sowie der eher geringen spezifischen Gasausbeute und der daraus resultierenden geringen Energiedichte wenig transportwürdig. Die Nutzung dieser Potenziale erfordert daher kostengünstige und einfach zu betreibende Anlagen im kleinen Leistungsbereich. Bei reiner Güllevergärung entsprechen

100 Großvieheinheiten (GV) in etwa 15 kW Biogasleistung (abhängig von Tierkategorie, Fütterung, Leistung, Weidegang, Einstreu etc.). Sehr viele zukunftsfähige Betriebe erweitern im Rahmen des Strukturwandels ihre Viehbestände auf 150–300 GV. Wenn diese Güllemengen samt Futterresten wirtschaftlich erschlossen werden sollen, müssen die Biogasanlagen niedrige Investitionskosten aufweisen und mit wenig Aufwand robust zu betreiben sein.

(Quelle: Leitfaden Biogas, 2013)

 

Bildquelle: FNR

Technische Faktoren

Bei der Planung von Güllekleinanlagen müssen verschiedenen Aspekte wie vorhandene Viehhaltungskapazität bzw. verfügbare Güllemengen berücksichtigt werden.

Gülle ist hydraulisch recht einfach zu beherrschen. Daher können bei hohen Gülleanteilen auch relativ problemlos hydraulisch herausfordernde Substrate wie Gras oder Festmist bei Einsatz geeigneter Mischtechnik integriert werden. Bei der Auswahl der Technik ist zu berücksichtigen, dass Einstreu und längere Faserkomponenten (z. B. Stroh oder Futterreste) je nach Haltungsverfahren und Tierart zu Verstopfungen, Sink- oder Schwimmschichten führen können, wenn die Fermenter enge, unzugängliche Einbauten aufweisen.

Auch prozesskinetisch ist Gülle ein sehr einfaches Substrat. Es ist sehr gut gepuffert und erlaubt von der Hydrolysegeschwindigkeit eine gute Abstimmung der verschiedenen Stoffwechselschritte des Prozesses. Reinigungs- und Desinfektionsmittel, besonders auch Klauenbäder, die im Stallbereich eingesetzt werden und mit der Gülle vergärt werden sollen, müssen allerdings auf ihre Prozessverträglichkeit geprüft werden.

Bei reiner Güllevergärung ist auch die Wärmebilanz der Anlagen im Winter unter Umstanden ein kritischer Punkt. Daher muss vorab geprüft werden, ob die Wärme auch bei längeren Kälteperioden zur Versorgung der Anlage und des externen Wärmebedarfes ausreicht. Gegebenenfalls ist eine Isolierung des Fermenterdaches notwendig (bei Rührkesseln meist isoliertes Betondach statt Tragluftdach).

Zu berücksichtigen sind auch Raumbelastung und Verweilzeit, die unter Umstanden auf Grund des Kostendrucks bei kleinen Anlagen (insbesondere bei Containeranlagen oder anderen Fertiganlagenkonzepten) kritisch werden können. Bei günstigen Bedingungen (ideal ist ein gleichzeitiger Bau von BGA und Güllelager) lässt sich der große Lagerungsbedarf für Gülle wegen der begrenzten Ausbringzeiten gut mit langen Verweilzeiten im Nachgärlager einer Biogasanlage kombinieren.

(Quelle: nach Leitfaden Biogas, 2013)

 

Bildquelle: NQ Anlagentechnik GmbH

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